Anfang Zehn
Juni
Der Punkt
Ihn zu setzen, zum Beispiel hier . mittendrin, als sei er dafür gemacht, eine zentrale Stelle einzunehmen, als sei es nicht sein Schicksal, am Ende mit seiner Anwesenheit zu glänzen, ihn zu setzen, ohne uns und ihn zu entsetzen, darum soll es diesmal gehen.
*
..,-
fertig ist das
*
Lassen sie mich, ein sie mit kleinem s, lassen sie mich über die Annahme sprechen, dass sie ich sind. Was nicht heißt, dass ich sie bin, sondern, wie gesagt, dass sie ich sind. Ein Unterschied, natürlich. Obwohl: über Natürlichkeit zu sprechen, wenn wir davon ausgehen, dass sie ich sind, ich aber nicht sie, ist übertrieben. Bezeichnen wir diese Annahme also nicht als Annahme, sondern als Tatsache, als Fait accompli, um das Adjektiv natürlich benutzen zu können. Sie sind ich. Was ein Interesse zeigt, mit dem ich nicht gerechnet habe. Sie nehmen mich voll und ganz in Beschlag. Sie identifizieren sich mit mir. Eine Aneignung, die mich nicht nur überrascht, sondern auch in die Bredouille bringt, mich mit mir selbst als sie zu beschäftigen. Ich hoffe, es geht ihnen gut. Falls sie sich unwohl fühlen, wäre es mir lieber, von ihnen in Ruhe gelassen zu werden. Es fällt mir schwer genug, den Anschein des Gutgehens ohne ihr Schlechtgehen zu erwecken.
Irgendwann haben mein Freundes- und Bekanntenkreis beschlossen, dass ich eine Stimmungskanone bin. Alle erwarten von mir auf der Stelle gute Laune und amüsante Sprüche. Beides fällt mir nicht leicht. Um bei der Wahrheit zu bleiben: sogar ausgesprochen schwer. Ich bin an sich unentwegt traurig. Aber davon später mehr. Ich höre sie kommen. Sie stecken bereits den Schlüssel ins Schloss. Und rufen mich. Ich renne zum Schlafzimmer, um mich zu verstecken. Unter dem Bett. Ich werde mich unter dem Bett vor ihnen verstecken.
*
Dass ich alles anfasse, was sich zu bewegen hat, in den Zimmern, ob ich will oder nicht. Dass niemand sonst Dinge verlegt. Dass der Tag ohne Erklärungen, Liebe und/oder Hass, vergeht. Dass mich das Draußen in eine Kategorie presst, in die ich sogar gerade passe. Dass niemand recht weiß, ob ich Mitleid verdiene, Hilfe brauche, in Ruhe gelassen werden sollte. Dass ich nichts sagen kann. Dass ich in dem Zimmer stehe, das nicht mein Zimmer ist, und nichts als Abwesenheit fühle, trotz der Unzahl an vollgeschriebenen Zetteln, Notizblöcken und Skizzenbüchern. Dass ich es gewusst und gleichzeitig nicht wahrhaben wollte. Dass sich am Abend wie immer die Sonne neigt. Dass die Fledermäuse im Halbdunkel um die Erle fliegen und Insekten jagen. Dass Kinder in den Hinterhöfen spielen. Dass die Blumen auf dem Balkon verdörren, weil ich das Gießen vergess
*
Nach Tagen, die ohne Pause schienen, setztest du einen Punkt. Er schnitt uns entzwei. Wie sahen ihn wachsen. Er wucherte. Wie die Schwüle im Himmel, als die Gewitterfront unsere Gärten belagerte. Das Licht lüftete Bettdecken, holte uns aus den rechteckigen Räumen, und wie schwere Tiere im Wald, der Sonne gehorsam, hielten wir leichtgläubig stand, als sich der Regen verneigte und unsere Haut mit einer Lust tränkte, deren immense Wucht wir Ewigkeiten nicht gespürt hatten.
*
Sie wechselten die Sprache, suchten, umsonst, ähnliche Worte.
*
After days, which seemed without a break, you put a stop. A point. It cut us in two. We saw it grow. It sprawled. Like sultriness in the sky. When the storm front besieged our gardens. Light ventilated bedspreads, took us out of rectangular rooms, and like heavy animals in the forest, obedient to the sun, we held our ground gullibily as the rain bowed and soaked our skin with lust whose immense force we had not felt for ages.
*
Du setztest auf. Mit Präzision. Als hättest du auf diesen Moment gewartet. Zunächst in der Luftleere. Wobei das nicht stimmt. Luftleere stimmt so wenig wie lebenslang. Das habe ich von dir gelernt. Das Leben sei kurz, nicht lang, hast du gesagt. Bei unserem letzten Treffen in Amsterdam. Erinnerst du dich? Du setztest also auf. Die Flügel ausgebreitet. Ich hörte davon. Die Leute erzählten sich davon. An den Ecken konnte ich sie hören. Als wären sie anwesend gewesen. Worte sind anwesend. Noch etwas, das du mir beigebracht hast. Der Schwung hat dich getragen. Rückenwind sei dem Gegenwind vorzuziehen, hast du immer gesagt.
Was nicht immer stimmt.
*
Nach der Leere kam das Wasser. Allzeit.
*
Ich schwimme. Dir entgegen.
*
Bei dem Angebot blieb es. Wir zählten durch. Sechs bis neun Monate, sagtest du. Ich nickte. Nicht übermäßig üppig, sagtest du. Ich nickte wieder. Du drehtest deine Daumen und zwar, erstaunlicherweise, halbwegs gegen die Knochenrichtung. Die Sehnen, sagtest du, als du meinen Blick bemerktest, haben sich gelockert, durch einen Unfall. Ich nickte. Seltsam, was man erfährt, wenns ans Eingemachte geht. Jetzt du, sagtest du. Ich überlegte kurz und legte mich auf die Schienen, presste das linke Ohr ans Eisen. Züge sprechen miteinander, sagte ich. Und?, fragtest du. Der nächste hat bereits eine halbe Stunde Verspätung, er entschuldigt sich bei den Bahnsteigen, die Überstunden machen müssen. Du lachtest und legtest dich zu mir. Über uns küssten sich Wolken. Wir taten es ihnen nach.
*
Das Wetter in den Bergen verzichtete auf die Sommerfrische. Es brütete.
Weiter oben, über 2000 Meter, errichteten Superreiche Villen, um gut schlafen. Der Klima-Breakdown schaffte Begehrlichkeiten, die Klassenunterschiede zementieren.
*
Sie redeten sich um Kopf und Kragen. Herrschten sich an. Vor allen Dingen, vor allen Leuten. Gäbe es einen Ausgang, sagten sie, nähmen wir ihn. Niemand konsumierte. Das Interesse am Kapitalsmus erlahmte. Die Sinnfragen wurden in den Notfallabteilungen der Antworthäuser mit Lachgas bearbeitet. Jetzt oder nie, sagten sie und sprangen.
*
Juni
Der Punkt
Ihn zu setzen, zum Beispiel hier . mittendrin, als sei er dafür gemacht, eine zentrale Stelle einzunehmen, als sei es nicht sein Schicksal, am Ende mit seiner Anwesenheit zu glänzen, ihn zu setzen, ohne uns und ihn zu entsetzen, darum soll es diesmal gehen.
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..,-
fertig ist das
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Lassen sie mich, ein sie mit kleinem s, lassen sie mich über die Annahme sprechen, dass sie ich sind. Was nicht heißt, dass ich sie bin, sondern, wie gesagt, dass sie ich sind. Ein Unterschied, natürlich. Obwohl: über Natürlichkeit zu sprechen, wenn wir davon ausgehen, dass sie ich sind, ich aber nicht sie, ist übertrieben. Bezeichnen wir diese Annahme also nicht als Annahme, sondern als Tatsache, als Fait accompli, um das Adjektiv natürlich benutzen zu können. Sie sind ich. Was ein Interesse zeigt, mit dem ich nicht gerechnet habe. Sie nehmen mich voll und ganz in Beschlag. Sie identifizieren sich mit mir. Eine Aneignung, die mich nicht nur überrascht, sondern auch in die Bredouille bringt, mich mit mir selbst als sie zu beschäftigen. Ich hoffe, es geht ihnen gut. Falls sie sich unwohl fühlen, wäre es mir lieber, von ihnen in Ruhe gelassen zu werden. Es fällt mir schwer genug, den Anschein des Gutgehens ohne ihr Schlechtgehen zu erwecken.
Irgendwann haben mein Freundes- und Bekanntenkreis beschlossen, dass ich eine Stimmungskanone bin. Alle erwarten von mir auf der Stelle gute Laune und amüsante Sprüche. Beides fällt mir nicht leicht. Um bei der Wahrheit zu bleiben: sogar ausgesprochen schwer. Ich bin an sich unentwegt traurig. Aber davon später mehr. Ich höre sie kommen. Sie stecken bereits den Schlüssel ins Schloss. Und rufen mich. Ich renne zum Schlafzimmer, um mich zu verstecken. Unter dem Bett. Ich werde mich unter dem Bett vor ihnen verstecken.
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Dass ich alles anfasse, was sich zu bewegen hat, in den Zimmern, ob ich will oder nicht. Dass niemand sonst Dinge verlegt. Dass der Tag ohne Erklärungen, Liebe und/oder Hass, vergeht. Dass mich das Draußen in eine Kategorie presst, in die ich sogar gerade passe. Dass niemand recht weiß, ob ich Mitleid verdiene, Hilfe brauche, in Ruhe gelassen werden sollte. Dass ich nichts sagen kann. Dass ich in dem Zimmer stehe, das nicht mein Zimmer ist, und nichts als Abwesenheit fühle, trotz der Unzahl an vollgeschriebenen Zetteln, Notizblöcken und Skizzenbüchern. Dass ich es gewusst und gleichzeitig nicht wahrhaben wollte. Dass sich am Abend wie immer die Sonne neigt. Dass die Fledermäuse im Halbdunkel um die Erle fliegen und Insekten jagen. Dass Kinder in den Hinterhöfen spielen. Dass die Blumen auf dem Balkon verdörren, weil ich das Gießen vergess
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Nach Tagen, die ohne Pause schienen, setztest du einen Punkt. Er schnitt uns entzwei. Wie sahen ihn wachsen. Er wucherte. Wie die Schwüle im Himmel, als die Gewitterfront unsere Gärten belagerte. Das Licht lüftete Bettdecken, holte uns aus den rechteckigen Räumen, und wie schwere Tiere im Wald, der Sonne gehorsam, hielten wir leichtgläubig stand, als sich der Regen verneigte und unsere Haut mit einer Lust tränkte, deren immense Wucht wir Ewigkeiten nicht gespürt hatten.
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Sie wechselten die Sprache, suchten, umsonst, ähnliche Worte.
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After days, which seemed without a break, you put a stop. A point. It cut us in two. We saw it grow. It sprawled. Like sultriness in the sky. When the storm front besieged our gardens. Light ventilated bedspreads, took us out of rectangular rooms, and like heavy animals in the forest, obedient to the sun, we held our ground gullibily as the rain bowed and soaked our skin with lust whose immense force we had not felt for ages.
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Du setztest auf. Mit Präzision. Als hättest du auf diesen Moment gewartet. Zunächst in der Luftleere. Wobei das nicht stimmt. Luftleere stimmt so wenig wie lebenslang. Das habe ich von dir gelernt. Das Leben sei kurz, nicht lang, hast du gesagt. Bei unserem letzten Treffen in Amsterdam. Erinnerst du dich? Du setztest also auf. Die Flügel ausgebreitet. Ich hörte davon. Die Leute erzählten sich davon. An den Ecken konnte ich sie hören. Als wären sie anwesend gewesen. Worte sind anwesend. Noch etwas, das du mir beigebracht hast. Der Schwung hat dich getragen. Rückenwind sei dem Gegenwind vorzuziehen, hast du immer gesagt.
Was nicht immer stimmt.
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Nach der Leere kam das Wasser. Allzeit.
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Ich schwimme. Dir entgegen.
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Bei dem Angebot blieb es. Wir zählten durch. Sechs bis neun Monate, sagtest du. Ich nickte. Nicht übermäßig üppig, sagtest du. Ich nickte wieder. Du drehtest deine Daumen und zwar, erstaunlicherweise, halbwegs gegen die Knochenrichtung. Die Sehnen, sagtest du, als du meinen Blick bemerktest, haben sich gelockert, durch einen Unfall. Ich nickte. Seltsam, was man erfährt, wenns ans Eingemachte geht. Jetzt du, sagtest du. Ich überlegte kurz und legte mich auf die Schienen, presste das linke Ohr ans Eisen. Züge sprechen miteinander, sagte ich. Und?, fragtest du. Der nächste hat bereits eine halbe Stunde Verspätung, er entschuldigt sich bei den Bahnsteigen, die Überstunden machen müssen. Du lachtest und legtest dich zu mir. Über uns küssten sich Wolken. Wir taten es ihnen nach.
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Das Wetter in den Bergen verzichtete auf die Sommerfrische. Es brütete.
Weiter oben, über 2000 Meter, errichteten Superreiche Villen, um gut schlafen. Der Klima-Breakdown schaffte Begehrlichkeiten, die Klassenunterschiede zementieren.
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Sie redeten sich um Kopf und Kragen. Herrschten sich an. Vor allen Dingen, vor allen Leuten. Gäbe es einen Ausgang, sagten sie, nähmen wir ihn. Niemand konsumierte. Das Interesse am Kapitalsmus erlahmte. Die Sinnfragen wurden in den Notfallabteilungen der Antworthäuser mit Lachgas bearbeitet. Jetzt oder nie, sagten sie und sprangen.
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