Sichtweise. Über Fotos
(aus: Mitte Fünf - Januar: Der Laut)
Das Sehen sei, ganz grundsätzlich und immerwährend, kurz erwähnt. Wie soll ich's ausdrücken, ohne eilfertige, blindwütige Larmoyanz? Es wird nicht besser. Das Sehen verändert sich, wie ich mich insgesamt verändere. Ich bin in meinen Ansichten - der Besichtigung des mir zeitweise Angebotenen, des von mir vermeintlich kurzfristig Verstandenen - radikaler geworden. In meinen Ansprüchen an das Eigenartige, an eine Ästhetik, die den anderen, möglicherweise, sehr gefallen könnte, was ich allerdings nicht erwarte, da es bislang nicht der Fall gewesen ist. Und das Sehen ist Teil solch einer in sich selbst tief berührten Eigentümelei. Das Verschwommene in den Fotos ist diesem Modus operandi der Weltwahrnehmung geschuldet, die sowohl un/geduldig auf die Fokussierung wartet als sich auch bewusst/los der Scharfstellung entzieht. Ich denke und sehe viel- und k/eindeutig. Auslegungen sind noch notwendiger, Gewissheiten noch schüchterner. Grenzen haben weniger Bedeutung als früher. Die Übergänge sind insgesamt wichtiger geworden; was mich amüsiert, da das Insgesamte mir ansonsten eher die kalte Schulter zeigt, sich mir das Sein inkonsequent als Unart und Teilweise präsentiert.
Ich spiele. Alles spielt mit mir. Wir haben, im Moment, keine Spieldauer, keinen Schiedsrichter. Und die Regeln wechseln, bei Bedarf. Nichts sei ipso facto, da es weder Vertrag noch Auflösungsklausel gibt; mit der Ausnahme des Früher-oder-später-Todes, aber von dem soll jetzt nicht die Rede sein.
Der Erkenntnis, dass in Flora und Fauna abstrakte Formen das Sagen haben, deren zunächst klare Oberflächlichkeit mich zwar taxonomisch verführt, die ich aber nicht intellektuell (um nicht zu sagen: essentiell) durchdringen kann - jedes Verständnis sei schließlich entweder Makulatur oder ein Zwischenstadium -, dieser Erkenntnis setze ich mich bewusst aus. Die Fotos ergreifen solche un/schuldigen Eindrücke, sind Niederlage und Gleichstand zugleich; niemals jedoch Sieg. Im Augenblick habe ich das Gefühl eines Unentschieden, dessen höchste Schönheit mich gleichsam überrascht und verstört.
(aus: Mitte Fünf - Januar: Der Laut)
Das Sehen sei, ganz grundsätzlich und immerwährend, kurz erwähnt. Wie soll ich's ausdrücken, ohne eilfertige, blindwütige Larmoyanz? Es wird nicht besser. Das Sehen verändert sich, wie ich mich insgesamt verändere. Ich bin in meinen Ansichten - der Besichtigung des mir zeitweise Angebotenen, des von mir vermeintlich kurzfristig Verstandenen - radikaler geworden. In meinen Ansprüchen an das Eigenartige, an eine Ästhetik, die den anderen, möglicherweise, sehr gefallen könnte, was ich allerdings nicht erwarte, da es bislang nicht der Fall gewesen ist. Und das Sehen ist Teil solch einer in sich selbst tief berührten Eigentümelei. Das Verschwommene in den Fotos ist diesem Modus operandi der Weltwahrnehmung geschuldet, die sowohl un/geduldig auf die Fokussierung wartet als sich auch bewusst/los der Scharfstellung entzieht. Ich denke und sehe viel- und k/eindeutig. Auslegungen sind noch notwendiger, Gewissheiten noch schüchterner. Grenzen haben weniger Bedeutung als früher. Die Übergänge sind insgesamt wichtiger geworden; was mich amüsiert, da das Insgesamte mir ansonsten eher die kalte Schulter zeigt, sich mir das Sein inkonsequent als Unart und Teilweise präsentiert.
Ich spiele. Alles spielt mit mir. Wir haben, im Moment, keine Spieldauer, keinen Schiedsrichter. Und die Regeln wechseln, bei Bedarf. Nichts sei ipso facto, da es weder Vertrag noch Auflösungsklausel gibt; mit der Ausnahme des Früher-oder-später-Todes, aber von dem soll jetzt nicht die Rede sein.
Der Erkenntnis, dass in Flora und Fauna abstrakte Formen das Sagen haben, deren zunächst klare Oberflächlichkeit mich zwar taxonomisch verführt, die ich aber nicht intellektuell (um nicht zu sagen: essentiell) durchdringen kann - jedes Verständnis sei schließlich entweder Makulatur oder ein Zwischenstadium -, dieser Erkenntnis setze ich mich bewusst aus. Die Fotos ergreifen solche un/schuldigen Eindrücke, sind Niederlage und Gleichstand zugleich; niemals jedoch Sieg. Im Augenblick habe ich das Gefühl eines Unentschieden, dessen höchste Schönheit mich gleichsam überrascht und verstört.