Kleine Poetologie
(aus: Anfang Vier, Dezember, Die Gerade)
Selbstverständlich drehe sich dieser Anfang um die Frage einer (un)möglichen Poetologie. Umkreise die gerade Kurve. Denn das sei ein Gedicht, eine gebogene Gerade. Aus der Ferne. Und versuchter Nähe. Jedes Wort in einem Text stelle eine Untersuchung am Atem und am Atmenden dar. Eine Untersuchung des Themas. Des Augenblicks. Der eigenen Verfassung. Der Gesellschaft. Des Erlebten. Der Vergangenheit und der Zukunft. Und des Gelesenen, bei uns und anderen.
Im Begiff der Verfassung stecke sowohl das Beständige als auch das Transiente. Die Verfassung des Verfassten ändere sich genauso wie die Verfassung des Verfassers; und fuße auf dem allzeit befristeten, sich selbst in Frage stellenden Vertrauen in die Sprache als dem eigentlichen Mittel der Verwirklichung. Ein unstillbares Vertrauen, das, in den Momenten vermeintlicher Stärke, mit sich grundsätzlich hadere, grausam an sich und dem Wunsch nach Vollkommenheit (ver)zweifele, das, in den Momenten unvermeidlicher Schwäche, sich sehnsüchtig lobe und leidenschaftlich ob der eigenen Unvollkommenheit liebe.
Da es keine Wahl gäbe, entstünden die Gedichte. Sie wären da. Deutlich mehr da als er selbst.
Was zugleich ein Erschrecken und ein Glück sei.
________
Of course, this beginning revolves around the question of an (im)possible poetology. Circles around the straight curve. Because that’s a poem, a bent straight line. From afar. And attempted proximity. Every word in a text represents an examination of the breath and the one who is breathing, the breather. An examination of the subject. Of the moment. Of one’s own constitution, of one’s own composition. An examination of society. Experiences. The past and the future. And of what has been read, by us and others.
The concept of the composition contains both the continuous and the transient. The composition of the composed would change just like the composition of the composer; and would be based on the always temporary, self-questioning trust in language as the actual means of realization. An insatiable trust which, in the moments of supposed strength, fundamentally struggles with itself, cruelly doubts itself and disputes the desire for perfection. A pursuit which, in the moments of unavoidable weakness, loves itself longingly and passionately for its own imperfection.
Since there was no choice, the poems were written. They would be there. Much more there than he himself.
Which is both a scare and a happiness.
(aus: Anfang Vier, Dezember, Die Gerade)
Selbstverständlich drehe sich dieser Anfang um die Frage einer (un)möglichen Poetologie. Umkreise die gerade Kurve. Denn das sei ein Gedicht, eine gebogene Gerade. Aus der Ferne. Und versuchter Nähe. Jedes Wort in einem Text stelle eine Untersuchung am Atem und am Atmenden dar. Eine Untersuchung des Themas. Des Augenblicks. Der eigenen Verfassung. Der Gesellschaft. Des Erlebten. Der Vergangenheit und der Zukunft. Und des Gelesenen, bei uns und anderen.
Im Begiff der Verfassung stecke sowohl das Beständige als auch das Transiente. Die Verfassung des Verfassten ändere sich genauso wie die Verfassung des Verfassers; und fuße auf dem allzeit befristeten, sich selbst in Frage stellenden Vertrauen in die Sprache als dem eigentlichen Mittel der Verwirklichung. Ein unstillbares Vertrauen, das, in den Momenten vermeintlicher Stärke, mit sich grundsätzlich hadere, grausam an sich und dem Wunsch nach Vollkommenheit (ver)zweifele, das, in den Momenten unvermeidlicher Schwäche, sich sehnsüchtig lobe und leidenschaftlich ob der eigenen Unvollkommenheit liebe.
Da es keine Wahl gäbe, entstünden die Gedichte. Sie wären da. Deutlich mehr da als er selbst.
Was zugleich ein Erschrecken und ein Glück sei.
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Of course, this beginning revolves around the question of an (im)possible poetology. Circles around the straight curve. Because that’s a poem, a bent straight line. From afar. And attempted proximity. Every word in a text represents an examination of the breath and the one who is breathing, the breather. An examination of the subject. Of the moment. Of one’s own constitution, of one’s own composition. An examination of society. Experiences. The past and the future. And of what has been read, by us and others.
The concept of the composition contains both the continuous and the transient. The composition of the composed would change just like the composition of the composer; and would be based on the always temporary, self-questioning trust in language as the actual means of realization. An insatiable trust which, in the moments of supposed strength, fundamentally struggles with itself, cruelly doubts itself and disputes the desire for perfection. A pursuit which, in the moments of unavoidable weakness, loves itself longingly and passionately for its own imperfection.
Since there was no choice, the poems were written. They would be there. Much more there than he himself.
Which is both a scare and a happiness.